Hamburgs Bücherhallen sind für alle in der Stadt ein toller Ort für einen ruhigen Moment und natürlich insbesondere auch, um ein spannendes neues Buch zu entdecken.
Auch wohnungslose und obdachlose Menschen nutzen diesen öffentlichen Rückzugsort und finden dort etwas Normalität wieder.
Sie werden dort, anders als vielerorts sonst, nicht verscheucht. Mit der neuen Service-Karte für wohnungslose Menschen haben sie nun auch die Möglichkeit, die zusätzlichen Angebote der Bücherhallen zu nutzen.
Am 15. Mai 2024 waren wir in der Zentralbibliothek, um die Mitarbeiter*innen über die Hintergründe von Wohnungs- und Obdachlosigkeit und das bestehende Hilfesystem aufzuklären. Im Arbeitsalltag hatten viele von ihnen bereits Erfahrungen sammeln können und es gab einen regen Austausch zum Thema. Vielen Dank an die Bücherhallen und ihre Mitarbeiter*innen für dieses Engagement!
Neues vom Projekt "Der Schritt Vorwärts - Ein Weg aus dem Abseits"
Auch im Jahr 2024 geht es weiter mit dem Projekt. Ein neuer Gast konnte bereits vorletztes Wochenende einziehen. Wie bereits viele andere seit Projektbeginn hat er nun die Möglichkeit, zur Ruhe
zu kommen und seinen Weg zu finden.
In diesen Jahren konnten wir viele Erfahrungen sammeln. Allerdings wurde in der Zeit auch deutlich, dass es bei jeder/m neuen Teilnehmer/in individueller Hilfsansätze bedarf.
Dieses Projekt bietet glücklicherweise die Möglichkeit und Zeit, diese Wege für alle Teilnehmer zu finden. Es hat uns immer wieder gezeigt, dass Obdachlosigkeit mit den richtigen Hilfsangeboten
beendet werden kann.
Natürlich müssen diese Hilfen auch angenommen werden und in seltenen Fällen klappt es nicht. Das passiert auch in unserem Projekt und da die Anzahl der Plätze begrenzt ist, müssen wir dann diese
Chance auch einer neuen Person bieten.
Zum Glück kam es im bisherigen Projektzeitraum äußerst selten vor und wir haben in diesen Fällen immer eine Lösung gefunden, die eine Rückkehr auf die Straße verhindert.
Durch die Berichte und Erfahrungen der Teilnehmer/innen konnten wir auch einen tieferen Einblick in die strukturellen Probleme unserer Gesellschaft gewinnen.
Es ist erschreckend, wie mit bedürftigen Menschen umgegangen wird. Auf dem Arbeitsmarkt werden die Menschen oft massiv ausgebeutet und müssen unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten. Nicht
selten geschieht dies ohne Arbeitsvertrag und führt auch zu Arbeitsunfällen.
Es ist einer der treibenden Faktoren für Obdachlosigkeit in Deutschland und führt dazu, dass besonders viele EU-Bürger/innen hier auf der Straße landen. Für sie ist der einzige Ausweg dann ein
neues Arbeitsverhältnis und diese Verzweiflung wird von einigen Arbeitgebern schamlos ausgenutzt. Solange sich das nicht ändert, wird auch das EU-Ziel, Obdachlosigkeit zu beenden, nicht zu
realisieren sein.
Im Ganzen betrachtet ist das für uns natürlich auch manchmal ernüchternd. Aber mit jeder/m neuen Teilnehmer/in im Projekt werden wir wieder daran erinnert, dass es hier um Menschen geht.
Menschen, die Hoffnungen, Träume und ihre eigene Geschichte haben. Jedes Schicksal, dass wir mit diesem Projekt positiv beeinflussen können, ist unendlich wertvoll!
Das können wir gar nicht oft genug sagen. Danke, dass Ihr das ermöglicht!
Wir hoffen, dass wir Euch in diesem Jahr noch oft gute Neuigkeiten vom Projekt bringen können.
Liebe Interessenten, Förderer, Unterstützer und Freunde von Leben im Abseits,
noch immer gibt es keinen Frieden für die Menschen in der Ukraine und im Oktober begann ein weiterer furchtbarer Krieg in Israel und Palästina. Erneut fragen wir uns, wie es sein kann, dass so viel Hass und Gewalt zwischen Menschen herrschen kann. Niemand kann im Krieg Gewinner sein, alle sind Verlierer.
Trotz dieser schrecklichen Ereignisse versuchen wir, kurz vor dem Jahreswechsel, ein Resümee zu ziehen und den Blick auf die Dinge zu lenken, die uns in diesem Jahr beschäftigt und bewegt haben.
Das Jahr begann mit einer Schockmeldung. War der Santa Pauli Weihnachtsmarkt zur Weihnachtszeit noch der Ort für Feiern, Stöbern, Treffen mit Freunden und Party wurde er zu Beginn des Jahres zu einem traurigen Ort. Beim Abbau der Weihnachtsmarkthütten ist ein toter, obdachloser Mann entdeckt worden. Versteckt hinter Holzbrettern ist er einsam gestorben. Immer mehr Menschen verelenden und sterben auf der Straße in einer der reichsten Städte Deutschland. Nur hat die Stadt Hamburg leider nicht den Willen, einen Paradigmenwechsel der Obdachlosenpolitik vorzunehmen.
Stattdessen setzt Hamburgs Senat, gemeinsam mit der Hamburger Polizei, der Bundespolizei und der Hochbahnwache, auf die Vertreibung von obdachlosen Menschen aus der Innenstadt. Rigoros werden die Menschen vom Hauptbahnhof vertrieben und erhalten Platzverweise. Für Straßensozialarbeiter sind die Menschen dann unauffindbar und andere Stadtbezirke erleben dadurch lebhaften Zulauf. Die Probleme werden also nicht gelöst, sondern lediglich verlagert. Und alles auf dem Rücken der obdachlosen Menschen.
An diesem Zustand ändert auch die neue Sozialsenatorin, Melanie Schlotzhauer, nichts. Die Hoffnungen auf eine verbesserte Obdachlosenpolitik mit einer neuen Sozialsenatorin haben sich leider nicht erfüllt und noch immer beharrt die Sozialbehörde Hamburg darauf, dass Hamburg ein ausreichendes Hilfesystem hat.
Seit dem 1. Mai 2021 gibt es im Bezirksamt Mitte kostenlose Ausweise für obdachlose Menschen. Mit einem Ausweis stehen und fallen alle weiteren Schritte, um ein Leben zurück ins Regelsystem zu starten. Die Ausgabe der gebührenfreien Ausweise war bis Ende 2022 befristet. Umso mehr haben wir uns gefreut, dass diese Aktion für zwei weitere Jahre genehmigt wurde.
Im Februar feierte unsere neue Ausstellung „ÜBER ● LEBEN - Im Schatten des Glanzes“ in der Zentralbibliothek Hamburg ihre Premiere. Im Anschluss wurden unsere Bilder in der KUNSTKLINIK Eppendorf ausgestellt. Dort fand parallel eine Lesung aus unserem Buch UNTER DEM RADAR statt. Im November konnten wir uns über eine Ausstellung unserer Bilder im Rathaus Altona freuen.
Im März wurde seitens der Eisbademeisters eine Spendenaktion für uns durchgeführt. Die tapferen Menschen sind selbst bei Minusgraden in die Elbe gesprungen. Diese Aktion hat die Öffentlichkeit auf das unerträgliche Leid obdachloser Menschen aufmerksam gemacht. Dank großzügiger Spender kam eine großzügige Spendensumme zusammen.
Endlich konnten wir auch wieder Live in Schulen und Einrichtungen zum Thema Obdachlosigkeit und Bedürftigkeit Workshops durchführen. Präventions- und Bildungsarbeit ist ein bedeutender Teil unserer Tätigkeit. Jugendliche und Kinder sind sehr offen für das komplexe Thema Obdachlosigkeit und werden durch projektbezogene Schulungen und Referate für Ihre Mitmenschen, die im Abseits leben, sensibilisiert. Hier können wir ein „Umdenken“ in der Gesellschaft möglichst frühzeitig erreichen und der Stigmatisierung von Obdachlosigkeit entgegenwirken.
Auch konnten unsere Hamburger Dialoge zum Thema Obdachlosigkeit stattfinden. Referenten aus unterschiedlichen Fachgebieten gingen mit interessierten Gästen in den Dialog.
Während der Hitzeperiode in diesem Sommer war die Verteilung von Wasser und Sonnenschutzmitteln unsere tägliche Aufgabe. Die Menschen auf der Straße haben sehr unter der Hitze und den fehlenden Rückzugsmöglichkeiten gelitten. Die Gesundheitsbehörde Hamburg traf in einem Interview die Aussage, dass der Senat trotz der großen Hitzewelle keinen Handlungsbedarf sieht! Einfach unfassbar.
Mitten im Herzen Altonas wurde im Juni der Grundstein für etwas Neues gelegt – Raum für Hoffnung: Rund um die Hauptkirche St. Trinitatis wächst nun das Trinitatis Quartier. Mit Gemeindehaus, Sozialwohnungen, einer Kita, einer Herberge, einem Café als Begegnungsstätte sowie einem von Reimund C. Reich mit einer Großspende versehenen Haus mit Wohnungen für ehemals obdachlose Menschen. Leben im Abseits wird anteilig bei der Belegung der Wohnungen und der Betreuung der Bewohner nach dem Ansatz „Housing First mitwirken. Wir sind unglaublich glücklich, einigen von ihnen bald selbst Wohnraum anbieten zu können und danken der Reimund C. Reich Stiftung sehr, die mit der Schaffung dieser Wohnungen wirkliche Räume für Hoffnung schafft. Und auch das Richtfest fand bereits im November statt.
Wir sind unendlich dankbar, dass wir bei der Finanzierung unseres Projektes „Der Schritt Vorwärts - Ein Weg aus dem Abseits“ so großartig von Ihnen unterstützt werden. Wir konnten dem Hotel Schanzenstern die Unterbringung auch ins Jahr 2024 hinein abstimmen.
Das Projekt organisiert und finanziert die Einzelunterbringung sowie Betreuung obdachloser Menschen für einen Übergangszeitraum in Einzelzimmern im Hotel Schanzenstern Altona. Seit Projektbeginn konnten bisher 21 Menschen in Wohnraum vermittelt werden.
Vielen obdachlosen Menschen haben wir auch in diesem Jahr mit unserem Sozialfonds finanziell bei der Beschaffung von Ausweispapieren, Fahrkarten etc. unter die Arme greifen können. Nach wie vor sind wir täglich auf der Straße unterwegs, um nach den obdachlosen Menschen zu schauen, sie ggf. an andere Einrichtungen zu vermitteln oder mit ihnen und erfahrenen Sozialarbeitern den Weg zurück ins Regelsystem zu planen. Sehr auffällig ist hier, dass die Anzahl der Menschen auf der Straße stetig steigt und die zunehmende Verelendung der Menschen ebenfalls stark sichtbar ist.
Ihnen allen sagen wir nochmals herzlichen Dank für die Unterstützung in Form von Spenden, Worten und Sachmitteln. Es ist wunderbar, Sie alle bei dieser wichtigen Arbeit an unserer Seite zu haben. Nur durch Ihre Unterstützung ist es uns möglich, unsere Arbeit leisten zu können. Das ist uns täglich bewusst und dafür danken wir Ihnen so sehr.
Der Winter stellt uns, wie in jedem Jahr, alle vor große Herausforderungen. Die Stadt Hamburg bleibt, unverständlich für uns, bei der Unterbringung in Massenunterkünften. Des Weiteren müssen alle obdachlosen Menschen die Notunterkünfte am Morgen verlassen und dürfen erst ab 17 Uhr wieder in die Unterkunft. Wir werden also schauen, wie wir die Menschen auf der Straße mit dem Notwendigen weiterhin unterstützen können. Der alljährliche Tag der Begegnungen im Millerntor-Stadion findet nun im Februar statt, nach der Weihnachtszeit, in der es Veranstaltungen und Angebote im Überfluss gibt.
Wir sagen nochmal Danke schön, für Ihre große empathische und finanzielle Hilfe, für Ihr Engagement sowie Ihr anhaltendes Interesse und Ihre Würdigung unserer Arbeit. Wir hoffen, Sie bleiben auch im kommenden Jahr an unserer Seite.
Jetzt wünschen wir Ihnen und Ihrer Familie erstmal eine schöne Weihnachtszeit, erholsame Festtage sowie ein glückliches und gesundes Jahr 2024.
Das Team von Leben im Abseits e. V.
Die Sozialbehörde lobt die Solidarität und Mitmenschlichkeit in Hamburg.
ABER: Solidarität bedeutet Verantwortung und diese trägt die Sozialbehörde nicht ausreichend!
Obdachlose haben immer noch viel zu wenig Schutz in der Corona Krise. Die Hotels in den Städten sind verwaist. Diese für die Schutzlosen zu öffnen, wäre verantwortungsvolles Handeln.
Die Städte müssen sich dringend um dieses Problem kümmern, JETZT!
Gestern wurde zum ersten Mal vom Senat der Stadt Hamburg der Annemarie-Dose-Preis für innovatives Engagement verleihen.
Wir sind einer der drei Preisträger und sind wahnsinnig stolz und unendlich glücklich, einen Preis mit dem Namen einer engagierten und empathischen wundervollen Frau tragen zu dürfen.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei der Jury, Frau Dr. Melanie Leonhardt und bei dem Präsidenten der Handwerkskammer Hamburg, Hjalmar Stemmann für eine beeindruckende und berührende Laudatio. Vielen lieben Dank für diese Würdigung.
https://www.hamburg.de/annemarie-dose-preis/
Die Spendenplattform betterplace führt zum Weltfrauentag einen Fotowettbewerb durch. Vorgeschlagen wurden Frauen, die "Bewegendes" leisten.
Vereinskollegen von Leben im Abseits e. V. haben dafür Susanne Groth vorgeschlagen. Bitte teilt und liked unser Projekt auf Facebook!!!
Gestern durften wir den Bürgerpreis der Bezirksversammlung Hamburg Mitte entgegennehmen.
Neben zahlreichen anderen Organisationen die, wie wir ehrenamtlich tätig sind, wurden die Ehrungen im Hotel Hafen Hamburg verliehen.
Wir sehen diese Auszeichnung als zusätzliche Motivation, unsere Arbeit für Menschen im Abseits fortzuführen. Vielen Dank an alle Menschen, die uns in unserem Tun unterstützen und damit helfen,
gute Projekte voranzutreiben!
Wir sind sehr glücklich und unendlich Dankbar für diese Würdigung.
Am Samstag, den 13.01.2018 haben wir im Kulturcafe Komm Du unsere Vernissage mit Bildern aus dem Bildband ABSEITS - Vom Leben am Rande der Gesellschaft in Hamburgs Mitte mit einer kleinen Lesung eröffnet.
Während der Ausstellung hatten wir Besuch vom NDR Hamburg Journal, die einen fantastischen Beitrag am Abend gezeigt haben. Das, sowie die Fragen unserer interessierten Gäste, war schon sehr aufregend und emotional für uns.
Aber am Sonntag bekamen wir einen Brief von einer Frau, die auf unserer Lesung gewesen ist. Dieser Brief hat uns alle total berührt und wir waren sprachlos. Ein solcher Dank und ein solches Verstehen unserer Botschaft macht uns sehr sehr dankbar und glücklich.
Und hier der wunderschöne Brief:
Seht hin!
Es ist Samstag Nachmittag.
Ich sitze in einem kleinen Café. Ich sitze in einem Café und warte auf die Veranstaltung.
Es sind nicht viele Menschen gekommen. Kein Wunder. Wen interessiert´s?
Eine Vernissage mit einer kleinen Lesung.
Titel: ABSEITS vom Leben am Rande der Gesellschaft in Hamburgs Mitte.
Wen interessiert´s?
Wer schaut sich schon gern Gesichter von Menschen an, die auf der Straße leben?
Wer liest schon gern über deren Leben? Gedanken? Wünsche? Träume?
Wen interessiert´s?
Die Autorin des Buches sitzt bescheiden auf der Treppe, die eigentlich auf die Bühne führen soll.
Neben ihr ein Mann mit dem Buch in der Hand. Er wird den Leben im Buch seine Stimme schenken.
Sie erzählt über das Buch, über die Menschen.
Sie ist ergriffen. Sie leidet. Ihr Herz erduldet keine Ruhe. Es schlägt mit voller Wucht.
Für die Menschen im Buch.
Sie kennt ihre Gedanken, ihre Wünsche, ihre Geschichten.
Sie erzählt. Er liest.
Sie fühlt. Er malt.
Ich lausche.
Ihren unausgesprochenen Worten.
Schaut hin! Redet mit ihnen! Lauft nicht weg! Hört ihnen zu! Sie sind da! Sie sind Menschen!
Sie hofft. Sie bangt. Sie kämpft. Sie fleht.
Für diese Menschen im Buch.
Ihre stillen Tränen suchen unsere Augen.
Ihre Wut schreit uns an.
Auch dir kann das passieren! Zu jeder Zeit! Auch du kannst dort landen! Dort, wo du hungern musst. Dort, wo du frieren musst. Dort, in der Welt der Stummen, Abgeschobenen, Ausgestoßenen.
Ihr innerer Kampf raubt mir den Atem.
Ich kämpfe mit ihr. Ich flehe mit ihr.
Hört hin! Seht hin!
Bitte!
Lasst all dies nicht zu!