In den letzten Wochen hören oder lesen wir immer wieder Kommentare wie diesen: „Um geflüchtete Menschen wird sich gekümmert, aber die Deutschen auf der Straße bleiben sich selbst überlassen.“
Solche Aussagen entstehen schnell, wenn man versucht die komplexe Problematik der Obdachlosigkeit in einfache Muster herunterzubrechen. Doch sie greifen zu kurz und spielen nur eine Gruppe hilfsbedürftiger Menschen gegen eine andere aus.
Dabei leben viele verschiedene Menschen mit verschiedenen Nationalitäten auf der Straße. Die Gründe dafür sind vielfältig. Sie reichen von Armut, Krankheit, familiären Brüchen, Sucht, psychischen Belastungen bis hin zu ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen.
Insbesondere Menschen aus dem EU-Ausland werden mit unsicheren Verträgen oder Schwarzarbeit als billige Arbeitskräfte angeworben und ausgenutzt. Oft wird der Lohn nicht ausgezahlt oder bei Krankheit die Arbeit aufgelöst. Ohne Einkommen führt der Weg schnell auf die Straße.
Es sind keinesfalls ausschließlich Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft, die auf der Straße leben. Zudem fallen geflüchtete und obdachlose Menschen in völlig verschiedene rechtliche und soziale Systeme.
Statt gegenseitig auszuspielen, sollten wir also lieber auf die hinter der Obdachlosigkeit liegenden Probleme aufmerksam machen: Den akuten Wohnungsmangel, die steigende Armut und die unzureichende soziale Absicherung.
