Eine Kiezgeschichte oder ganz großen Respekt vor einem Kiez-Urgestein

Seit mehr als 20 Jahren lebt sie auf der Reeperbahn auf der Straße. Sonne, Regen, Schnee und Eis – nichts kann sie von ihrer Platte vertreiben. Ab und zu mal eine Übernachtung im Hotel, wenn es dann doch zu kalt wird, mehr aber nicht. Sofort zieht es sie auf ihre Platte zurück.
„Du kannst Dich auf den Kopf stellen, ich will hier von meinem Platz nicht weg. Hier ist mein Leben und hier werde ich auch sterben“, sagte sie vor ein paar Jahren mal zu uns.
Es ist ihre Entscheidung, auch wenn es uns sehr schwerfiel, dieses zu akzeptieren.
Alkohol und Drogen begleiteten sie seit Jahren Tag für Tag durch ihren Alltag. „Anders hältst Du es hier ja nicht aus. Aber ich bin wenigstens ehrlich. Ich frage nicht nach Geld für irgendetwas, ich sage immer, wofür ich es brauche“, sagt Uschi.
Nun hat sie sich aber ganz allein für eine Veränderung in ihrem Leben entschieden. Seit einigen Wochen trinkt sie keinen Alkohol mehr. In einer Umgebung mitten auf der Straße, wo Drogen und Alkohol eine große Rolle spielen und einfach zu bekommen sind, startet Uschi ihren Entzug.
„Ich brauche dafür keine Therapie, ich brauch nur meinen Willen und ich will keinen Alkohol mehr“, sagt sie.
Wir ziehen den Hut vor ihr. Allein den Versuch zu starten und sich in dieser Umgebung für die Abstinenz zu entscheiden, auf den jahrelangen Begleiter zu verzichten, dafür verdient Uschi jeglichen Respekt.
Jeder, der mit einer Sucht, sei es Alkohol, Medikamente oder ganz einfach auch weniger gefährliche Substanzen zu kämpfen hat, kann sich vorstellen, wieviel Kraft das kostet.
Wir haben ganz große Achtung vor diesem Schritt und wer weiß, vielleicht ändert Uschi ja auch ihre Einstellung und möchte doch nochmal weg von ihrer Platte?