Der Kältebus


Seit dem 5. Januar 2019 hat Hamburg einen Kältebus. In der Zeit von November bis April bringt der Kältebus Menschen, die auf der Straße leben, in eine Notunterkunft und versorgt diejenigen, die sich gegen eine Übernachtung in einer Notunterkunft entscheiden, vor Ort mit dem Nötigsten.

 

Eine feste Hotline Telefonnummer (0151 65 68 33 68) wurde eingerichtet, unter der zwischen 19 und 24 Uhr angerufen werden kann, wenn der Verdacht besteht, dass ein obdachloser Mensch zu erfrieren droht oder Hilfe benötigt.

 

Ein festes Team von ehrenamtlichen Helfern teilen sich die Nächte auf. In 3er-Teams sind sie unterwegs und haben die obdachlosen Menschen aufgesucht und den Transport in eine Unterkunft angeboten. Sie haben Schlafsäcke, Isomatten und Decken gegen die Kälte verteilt, mit den Menschen gesprochen und durch „Nähe“ Wärme und Trost gegeben.

 

Im Winter 2020 erlebten die ehrenamtlichen Helfer Nacht für Nacht teilweise unmenschliches. Die obdachlosen Menschen auf der Straße waren geschwächt durch die mangelhafte Lebensmittelversorgung und fehlenden Rückzugsmöglichkeiten. Durch die Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona Virus blieben viele obdachlose Menschen auch bei Minusgraden den Notunterkünften fern und schliefen lieber draußen auf der Straße. Bis zum Januar 2021 starben 13 Menschen auf Hamburgs Straßen. Damit war die Stadt Hamburg Vorreiter unter Deutschlands Städten.

 

In einem Gespräch mit der ehemaligen Leiterin der Alimaus und Gründerin des Kältebusses, Christiane Hartkopf, äußerte diese ganz große Bedenken. „Ich mache mir Sorgen, nicht nur um die obdachlosen Menschen, die bei diesem Wetter geschwächt auf der Straße sind. Ich mache mir auch Sorgen, wie lange unsere Ehrenamtler durchhalten. Das, was sie derzeit nachts auf der Straße sehen und erleben, belastet die Psyche ungemein“, berichtet Christiane Hartkopf.

 

Was genau das Kältebus Team an nur einem Abend erlebte, wurde in einem Facebook Post beschrieben:

 

In der Nachricht von heute Morgen 1.42 Uhr von einem der gestrigen Kältebusfahrer heißt es "Wir hatten einige heftige Fälle." Am ZOB musste ein Rettungswagen gerufen werden für einen Rollstuhlfahrer mit offenen Beinen, der Zustand der Wunden ließ eine Fahrt in eine Unterkunft nicht zu.

 

Ein Mann wurde in die Friesenstraße gebracht. Er rutschte nur über den Boden, konnte nicht laufen. Ein elendes Bild. Hose war total nass und er hat fürchterlich gerochen“.

 

Bei all diesen Erlebnisse handelt es sich nicht um Einzelfälle. „Wir hoffen sehr, dass die Belastung für unsere Helfer nicht zu groß wird und sie weiterhin zuversichtlich an ihr Ehrenamt herangehen können“, sagt Christiane Hartkopf.

 

Während Ehrenamtler bis an Grenze ihrer Belastbarkeit gehen, lehnt die Sozialbehörde weiterhin nicht nur konkrete Hilfen (Unterbringung in Einzelunterkünften etc.) ab, sondern verweigert auch einen runden Tisch mit Mitarbeitern der Obdachlosenhilfe, um einen Austausch über adäquate Hilfen zu starten.