Im ABSEITS und am LIMIT


Obdachlos muss heute doch niemand mehr sein, oder? Sind diese Menschen nicht selber schuld an ihrem Zustand? Die wollen doch gar nicht arbeiten, die trinken doch lieber den ganzen Tag, oder?

 

Ca. 2.000 Menschen leben allein in Hamburg obdachlos auf der Straße, die Dunkelziffer ist um ein Vielfaches höher. Ein Leben auf der Straße ist geprägt von einem alltäglichen Überlebenskampf. Grundsätzliches wie Schlafen, Körperpflege und Nahrungsaufnahme wird zu einer ständigen Herausforderung. Fehlende Privatsphäre, kein Schutz vor Wind, Wetter, Kälte und vor gewalttägigen Übergriffen sind 24 Stunden präsent. Kaum vorstellbar, dass jemand sich dieses Leben wirklich freiwillig aussucht, oder?

 

Durch Jobverlust, Schulden, Kündigung der Wohnung, Verlust der Familie oder aber durch das Fehlen eines sozialen Netzwerkes kann sich Jeder von uns ziemlich schnell in einer Notlage wiederfinden. Einige Menschen fallen durch diese sozialen Maschen und „landen“ auf der Straße. Das Elend ist ganz nah und kann wirklich jeden treffen. Niemand ist freiwillig obdachlos!

 

In Hamburg gibt es eine Vielzahl von Einrichtungen, die sich um obdachlose und bedürftige Menschen kümmern. Viele dieser Einrichtungen sind ausschließlich durch Spenden finanziert, Unterstützung seitens der Stadt gibt es kaum oder gar nicht.

 

In den Tagesstätten-Einrichtungen finden obdachlose und bedürftige Menschen einen sicheren Ort, an dem sie sich erholen, austauschen und aufhalten können. Hier können sie duschen, ihr Gepäck aufbewahren, ihre Kleidung waschen und bekommen kostenlose Mahlzeiten sowie neue Kleidung. Es gibt ein stationär-ambulantes Hilfsangebot in der Krankenstube für Obdachlose, medinische Hilfen in Schwerpunktpraxen, in einigen Tagesstätten-Einrichtungen sowie im Kranken-, Arzt- und Gesundheitsmobil. Diese Tagesstätten und medizinischen Einrichtungen sind enorm wichtig für obdachlose Menschen, denn durch das Leben auf der Straße ist ihr Körper extremen psychischen und physischen Belastungen ausgesetzt. Es sind Orte, die einen letzten Halt bieten, für viele ein Lichtblick in ihrem trostlosen Alltag und eine Möglichkeit auf Unterstützung durch Sozialarbeiter.

 

Zusätzlich zu den hauptamtlichen Akteuren in der Obdachlosenhilfe gibt es seit einigen Jahren vermehrt viele ehrenamtliche Initiativen, die das Hilfesystem ergänzen. Diese Initiativen sind zum Großteil am Wochenende im Einsatz, da viele Tagesstätten Einrichtungen am Sonntag nicht geöffnet haben.

 

All diese Hilfen und Einrichtungen sind für obdachlose Menschen, die in dieser reichen Stadt im ABSEITS leben, überlebenswichtig. Das Leben auf der Straße verlangt den Menschen und ihrer Gesundheit immens viel ab. Die durchschnittliche Lebenserwartung obdachloser Menschen beträgt nur ca. 47 Jahre.

 

Was aber, wenn all diese überlebenswichtigen Hilfen von Gleich auf Jetzt wegfallen? Wenn der Ausbruch einer Pandemie die obdachlosen Menschen und ihre Unterstützer ans Limit bringt?

 

Wie hart die Corona Pandemie obdachlose Menschen getroffen hat und mit welchen Schwierigkeiten und Folgen sie und Ihre Helfer heute noch leben, erzählen wir Euch in den kommenden Folgen von Im ABSEITS und am LIMIT.