Kältebus Alimaus

Die Forderung seitens der Einrichtungen in der Obdachlosenhilfe nach einem Kältebus in Hamburg, der Obdachlose im Stadtgebiet aufsucht, sie in eine Unterkunft fährt oder ihnen einen Schlafsack aushändigt, bestand seit Langem.
 
Der Winter 2018/2019 hatte noch gar nicht richtig begonnen, als in Hamburg bereits vier obdachlose Menschen vermutlich an Unterkühlung gestorben sind.
Diese Ereignisse gaben der Alimaus, einer Tagesstätten Einrichtung für obdachlose und bedürftige Menschen unter der Leitung von Christiane Hartkopf, den Anstoß, nicht mehr zu fordern, sondern zu reagieren. Ein Kältebus nach Vorbild des Berliner Kältebusses sollte auf Hamburgs Straßen!
Ein Kältebus, der Menschen, die auf der Straße leben, in eine Notunterkunft bringt und diejenigen, die sich gegen eine Übernachtung in einer Notunterkunft entscheiden, vor Ort mit dem Nötigsten versorgen. Wenn bemerkt wird, dass ein obdachloser Mensch Hilfe benötigt bzw. sich ohne ausreichenden Schutz im Freien aufhält, soll der Kältebus der Alimaus unter einer eigens eingerichteten Telefonnummer angerufen werden können. Als Ergänzung zum Mitternachtsbus soll der Kältebus im Bereich Innenstadt und Altona direkt an die „Platten“ (Schlafstellen der obdachlosen Menschen) und Aufenthaltsorte fahren, die etwas abseits liegen.
Nach einer nur dreiwöchigen Planungs-und Vorbereitungszeit war der Kältebus der Alimaus einsatzbereit.
Vom Autohaus Wichert GmbH wurde der Bus zur Verfügung gestellt und zahlreiche Geld- und Sachspenden erreichten die Alimaus. Bestückt werden konnte der Kältebus mit Wolldecken, Thermoskannen, Isomatten, Schlafsäcken, einer kleinen Notapotheke, warmer Kleidung und Heißgetränken. Ca. 40 ehrenamtliche Helfer meldeten sich für die anstehenden Fahrten. Viele dieser engagierten Menschen waren bereits in anderen Projekten oder Initiativen der Obdachlosenhilfe eingebunden und somit mit der Problematik betraut.
Eine feste Hotline Telefonnummer (0151 65 68 33 68) wurde eingerichtet, unter der zwischen 19 und 24 Uhr angerufen werden kann, wenn der Verdacht besteht, dass ein obdachloser Mensch zu erfrieren droht oder Hilfe benötigt.
Am Samstag, den 5. Januar 2019 ging es dann zum ersten Mal mit dem roten Kältebus der Alimaus auf Hamburgs Straßen. Bis zum 7. April 2019 war der Bus jeden Abend von 19 bis 24 Uhr im Einsatz. Bei all diesen Fahrten war überdeutlich sichtbar, dass die Not in Hamburg auf den Straßen, in den Parks und auf den Platten unbeschreiblich groß ist.
Die Bilanz, die der Kältebus der Alimaus nach drei Einsatz-Monaten ziehen kann, ist bedeutsam: 179 obdachlose Menschen wurden in Notunterkünfte des Winternotprogramms gefahren, 394 Schlafsäcke und 258 Isomatten wurden an obdachlose Menschen als Kälteschutz verteilt, 1.548 ehrenamtlich geleistete Arbeitsstunden für den Einsatz des Kältebusses geleistet und insgesamt wurden 5.583 Kilometer gefahren!
Schon in den ersten Einsatztagen zeichnete sich ab, wie wichtig und sinnvoll der Einsatz des Kältebusses in Hamburg ist. Die ehrenamtlichen Helfer des Kältebusses trafen auf obdachlose Menschen, die nichts weiter als ihre Kleidung bei sich trugen, nassgeregnete Schlafsäcke, Socken und Schuhe hatten. Menschen, die den Weg in die Winternotunterkunft nicht alleine fanden und leider immer wieder Menschen, die in einem bedenklichen Gesundheitszustand angetroffen wurden.
 
Das Team des Kältebusses wurde nicht nur von Passanten und Anwohnern, sondern auch von öffentlichen Stellen, Rettungsdiensten, der Polizei oder Mitarbeitern der S-Bahnhöfe angerufen. Es gab des Öfteren Situationen, in denen die obdachlosen Menschen hilflos wirkten, aber die Polizei oder Rettungsdienst in diesen Fällen nicht zuständig waren. Hier konnten die Mitarbeiter des Kältebusses zum Einsatz kommen und die Menschen entweder in ein Notquartier fahren oder mit Notwendigem für die Nacht ausstatten.
 
Insgesamt haben sich über 40 ehrenamtliche Helfer die Nächte aufgeteilt. In 3er-Teams sind sie telefonischen Hinweisen, die auf der Kältebuseigenen Nummer eingingen, gefolgt, haben die obdachlosen Menschen aufgesucht und den Transport in eine Unterkunft angeboten. Sie haben Schlafsäcke, Isomatten und Decken gegen die Kälte verteilt, mit den Menschen gesprochen und durch „Nähe“ Wärme und Trost gegeben.
 
Nach der letzten Fahrt am 7. April um Mitternacht, ging der Kältebus der Alimaus in die Sommerpause. Der Bus wird jedoch ab dem 1.November 2019 bis März 2020 in der Zeit von 19 bis 24 Uhr wieder auf Hamburgs Straßen im Einsatz sein und viele der ehrenamtlichen Helfer haben signalisiert, dass sie wieder dabei sein werden, um zu verhindern, dass Menschen auf den Straßen erfrieren.